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Sprachtraining | 02.11.2020

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Spezialkurse als Erfolgsgeschichte

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Deutsch für Priester

Ein Erfahrungsbericht von Thomas Eufinger

Was ist beim Deutschunterricht mit katholischen Priestern der Weltkirche so besonders, welche besonderen Herausforderungen gibt es dabei und warum funktioniert es so gut?

WIE SIND DIE KURSE ENTSTANDEN?

Die Spezialisierung auf Deutsch für Priester ist durch den Kontakt zu einem Pater entstanden, der im Bistum Limburg für die Priester der Weltkirche zuständig ist. Er  war auf der Suche nach einem Anbieter, welcher auch Kurse mit dem Schwerpunkt Aussprache anbietet. Unterstützt durch das Bistum Limburg und den Pallottinerorden, der als Gastgeber fungierte, konnten dort mehrmonatige Sprachkurse stattfinden.

Sprachkurs der ganz besonderen Art

Dieser Kurs fand bisher drei Mal bei den Pallottinern in Limburg mit Teilnehmern aus Indien, Vietnam und Eritrea statt. Die meisten Priester hatten bereits eine B1-Prüfung in ihren Heimatländern absolviert.
Es handelte sich um Sprachunterricht der ganz besonderen Art. Neben dem "normalen Sprachkursprogramm waren Aussprache, gemeinsamer Gesang mit Liedern aus dem Gotteslob und Messtexte ebenso Bestandteil des Trainings .
Nachmittags wurde das Programm durch Ausspracheeinzelunterricht flankiert. Aufgaben- und Grammatikbetreuung fand sowohl in Form von Videokonferenzen als auch im Präsenztraining statt.
Die Priester wohnten im Missionshaus des Ordens und wurden beim Sprachenlernen auch von ihren Mitbrüdern unterstützt.

Aussprache als Schwerpunkt

Ein Priester wird zunächst einmal von der Gemeinde über seine Aussprache und seine Stimme wahrgenommen. Das Spezifische ist auch, dass er während des Gottesdienstes sehr viel vorliest, was eigentlich in unserem Alltagsleben in diesem Umfang nicht so häufig vorkommt. Darüber hinaus muss er auch viel singen und so ergibt es sich fast zwangsläufig, dass der Aussprache hier eine besondere Rolle beigemessen wird.

Regelmäßiges Aussprachetraining MIT SPEZIELLEm ONLINE-PROGRAMM

Beim Training der Aussprache ist es besonders wichtig, dass wirklich regelmäßig daran gearbeitet wird. Dafür brauchen die Lernenden aber geeignetes Material. So ist aus der Erfahrung der Kurse heraus ein umfangreiches Online-Ausspracheprogramm entstanden mit dem auf Tablet, Laptop, Computer und Smartphone zeit- und ortsunabhängig geübt werden kann. Im Gegensatz zu einem Lehrbuch wächst dieses Programm ständig weiter und die Lernenden haben auch die Möglichkeit Vorschläge für weitere Übungen oder Module einzureichen.
Basis des Übens mit dem Programm bildet eine differenzierte Ausspracheanalyse.

GOTTESDIENSTBESUCHE UND AUSSPRACHESPRECHSTUNDE

Die Arbeit an der Aussprache ist nach Ende eines Kurses jedoch nicht beendet. Die Priester werden weiterhin in ihrer Arbeit begleitet. Das geschieht durch regelmäßige Gottesdienstbesuche und durch die Aussprachesprechstunde, die ich regelmäßig anbiete.Die Priester haben dann die Gelegenheit jeweils eine halbe Stunde per Videokonferenz Fragen zur Aussprache zu stellen oder einfach Texte bzw. die Predigt für den kommenden Sonntag zu üben.

DER TON MACHT DIE MUSIK

Ich übe mit den Teilnehmern auch Lieder und gesungene Texte aus der Messliturgie, allerdings ist das Spezielle an meiner Arbeit mit der Aussprache, dass ich als Sänger Methoden aus der Gesangstechnik und Gesangspädagogik in den Unterricht einbaue. Besonders hilfreich sind mir dabei die Methoden meines langjährigen Gesangslehrers Prof. Arthur Janzen.

ERFAHRUNG IST WICHTIG

Die Ausspracheprobleme der einzelnen Teilnehmer sind ganz unterschiedlich und ich lerne eigentlich selbst auch durch praktisch jeden Teilnehmer etwas Neues. Dadurch ist es mir möglich den Ausspracheunterricht immer weiterzuentwickeln. Vom Schwerpunkt der einzelnen Laute zu Beginn habe ich mich z.B. dahingehend weiterentwickelt, in dem ich Bereiche wie Satzbetonung, Struktur, Atmung und Intonation sehr viel stärker integriere. Aber auch hier ist die Entwicklung natürlich noch nicht abgeschlossen.

Die ZUKUNFT: ERGÄNZUNG Durch SZENISCHEs TRAINING

Über die Verständlichkeit hinaus sollten die Priester jedoch auch durch ihre Präsenz und ihr Auftreten bei den Gemeinden ankommen und deshalb arbeite ich mit dem international tätigen Opernregisseur und Dozenten Oliver Klöter zusammen, der den Priestern neben dem szenischen Handwerk auch die interkulturelle Sensibilität bei der Präsentation vor den Gemeinden beibringt. Der erste Kurs mit ihm und Priestern findet in Januar 2021 in Limburg statt.
Die Kurse und das Onlineprogramm sollen auch in anderen Bistümern Verwendung finden und es haben bereits Gespräche dazu stattgefunden. Das Onlineprogramm und den Ausspracheunterricht haben bisher schon über 50 Priester in Anspruch genommen und und ich freue mich auf jeden weiteren Teilnehmer.

Einen Pressebericht über den ersten Kurs finden Sie hier:

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