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| 27.07.2020

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Faux amis – Französisch mit Anglizismen (Teil II)

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Wenn Shakespeares Sprache Ihre erste Fremdsprache ist, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass Sie im Französischen manchmal Wörter verwenden, die richtig klingen, aber von der Bedeutung her eigentlich englisch sind. (Teil 2)

Von Adrien Leroy

Im letzten Blogbeitrag wies ich auf ein paar typische Beispiele von „englischen“ falschen Freunden hin, die deutsche Studenten erfahrungsgemäß häufig benutzen. Warum solche Fehler bei deutschen Französischlernern? Um es mit einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen: Wenn ein Amerikaner im Französischunterricht etwa das Wort achever lernt, wird er vom Lehrer darüber informiert, dass dies nicht der Übersetzung des Verbs to achieve entspricht, sondern der von to finalize oder to complete.

Sprachfallen identifizieren

Anders ist es bei einem Deutschen, der relativ gut Englisch spricht und im Französischen achever unbewusst in dem Sinne von erreichen verwendet. Solche Sprachfallen sind ihm natürlich weniger bewusst als jene, die in der Kombination Deutsch-Englisch auftreten. Da kann der Französischdozent eingreifen.

Es gibt Hunderte dieser faux amis und wir können sie nicht ausführlich besprechen - als Ergänzung zum vorigen Blogpost will ich aber einige der häufigsten hier auflisten.

« Je n’ai pas de monnaie. »

Der Satz macht Sinn, wenn sich im Portemonnaie nur Geldscheine befinden. Wenn Sie das Geld zuhause vergessen haben, dann heißt es natürlich: „Je n’ai pas d’argent“. Aber auch hier wird oft auf der faux-ami verwendet, weil die Aussprache relativ nah am englischen Wort ist, welches im Übrigen aus dem Französischen stammt.

Zur Erinnerung, la monnaie hat zwei Bedeutungen:

« J‘ai planifié de partir en vacances en juillet. »

Dieses Beispiel würde zugegebenermaßen auch in die Liste der „deutschen faux-amis“ gehören. Allerdings wird der Fehler dadurch verstärkt, dass man auf Englisch to plan ähnlich verwenden kann wie „planen“ auf Deutsch. Deswegen ist es an dieser Stelle wichtig, darauf hinzuweisen: planifier heißt „im Detail planen“ oder einfach „organisieren“, deswegen folgt auf das Verb kein Infinitiv.

« Il a planifié sa journée de travail. »

Im Fall des Sommerurlaubs würde man stattdessen prévoir sagen:

« J’ai prévu de partir en juillet. »

Ohne Infinitiv (wie in: Ich habe meinen Urlaub geplant) hängt die Wahl des Verbes davon ab, wie viele Gedanken in die Planung schon eingegangen sind. Steht das Programm fest, ist J’ai planifié mes vacances richtig. Wenn nur über einen Zeitraum entschieden wurde, würde z.B. J’ai fixé la date de mes vacances besser passen.

« Mes collègues ne me supportent pas. »

Nur im Bereich der Statik kann supporter „to support“ bedeuten: des poutres supportent le toit (Balken tragen das Dach). Wenn es um Menschen geht, würde man eher sagen: soutenir, apporter son soutien. Der obenstehende Satz, ein reales Beispiel aus dem Konversationskurs, bedeutet nicht: Meine Kollegen unterstützen mich nicht sondern: Meine Kollegen ertragen mich nicht.   

« Nous avons implémenté cette nouvelle méthode »

Bei diesem Beispiel handelt es sich eher um einen Anglizismus als einen faux-ami. Das heißt, dass hier nicht die Bedeutung das Problem ist, sondern der Gebrauch selbst.

In diesem besonderen Fall spricht sich die Académie française, das französische Pendant zur Gesellschaft für Deutsche Sprache, eindeutig gegen die Wortschöpfung aus. Sie empfiehlt stattdessen:

« Nous avons mis en place une nouvelle méthode. »

Solche Anglizismen sind in der französischen Business-Sprache sowie in der Presse immer verbreiteter. Es ist also jedem selbst überlassen, ob er sie benutzt. Es werden keine Missverständnisse entstehen - schön sind die Wörter aber nicht. Und in jedem Fall steht ja auch eine korrekte französische Variante zur Verfügung:

« Le pays est impacté par la récession »

Viel französischer wäre es, hier zu sagen: « … affecté par la récession ».

« Il faut adresser ce problème. »

…ist vom grammatikalischen Standpunkt her mehr als grenzwertig: Vielmehr «… aborder ce problème ».

Kürzlich habe ich von einem (französischen) Ansprechpartner folgendes gehört: « C’est le premier marché que nous adressons ». Wäre er ein Student gewesen, hätte ich ihm « que nous ciblons » empfohlen.

« Actuellement, je ne suis pas sûr. »

Hier muss ich mir selbst widersprechen. Im vorigen Blogbeitrag habe ich behauptet, dass deutsche Kursteilnehmer mit dem richtigen Einsatz des Wortes éventuel keine Schwierigkeiten haben, weil sie in der Kombination Deutsch/Englisch die Sprachfalle eventuell/schließlich schon kennen. Es stimmt aber nur halb. Es kann nämlich sein, dass sich für die Studenten in diesem Fall das Französische nicht am deutschen Gebrauch orientiert, sondern am englischen – weil das Gehirn sich in diesem Moment im „Fremdsprachenmodus“ befindet.

Deswegen ist es für mich verständlich, dass Studenten actuellement mit der Bedeutung von actually verwenden, da der Begriff als englisches Füllwort verinnerlicht ist. Dabei sollten sich die deutschen Studenten an ihrer deutschen Muttersprache orientieren; actuel-actuellement ist die genaue Übersetzung von aktuell.

Qualifizierte Unterstützung

Wie legt man falsche Sprachgewohnheiten ab? Die Antwort lautet: Wiederholung. Beim Sprachenlernen muss der Student eine neue Vokabel in der Regel vier Mal in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederholen, um sie dauerhaft zu speichern. Ein falsch gelerntes Wort loszuwerden benötigt aber noch mehr Übung.

Eine gute Lernmethode ist es, für solche Schwierigkeiten eine Liste von typischen Phrasen zu erstellen und sie regelmäßig durchzugehen. Natürlich bietet der Französischunterricht auch den idealen Rahmen dafür, gelernte faux-amis zu beseitigen. Der Sprachtrainer kann Sie auf Fehler hinweisen, die Sie möglicherweise selbst nicht bemerken und mit Ihnen gemeinsam daran arbeiten, sie abzutrainieren.

Erfahren Sie mehr über meine Expertise hier.

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